15 WEG DER SOLIDARITÄT

ETAPPEN: CERVAROLO > CIVAGO > PASSO DELLE FORBICI

Auf der Karte sind folgende historische Orte markiert:

1 Denkmal für die ausländischen Partisanen
2 Gedenstein für das sowjetische Bataillon “Stella Rossa”
3 Krankenstation der Partisan:innen
4 Krankenhaus der Partisan:innen
5 Stellung am Monte Beccara
6 Massaker in Cervarolo

Routeninformationen

Schwierigkeitsgrad ANSPRUCHSVOLL

Dauer 8 h

Höhenmeter 1566 mt

Rundweg JA

Parkplatz im Zentrum von Cervarolo

Haltestelle Cervarolo

ZEITZEUGNISSE

(…) Nach dem 25. Juli 1943, dem Fall des Faschismus, kehrte mein Onkel Tullio Correggi, der einzige Kommunist in Cervarezza, aus der Verbannung auf den Tremiti-Inseln zurück. Die Persönlichkeit meines Onkels und die Berichte einiger Gebirgsjäger, die vom Russlandfeldzug zurückgekehrt waren und den lokalen Sitz der Faschistischen Partei gestürmt hatten, waren für mich die ersten grundlegenden Denkanstöße, um die Realität des Faschismus nach all den Indoktrinationen durch die Schule, zu erkennen. Außerdem brachte Onkel Tullio im Oktober 1944 Aldo Cervi mit in unser Haus, zusammen wollten sie erste Gruppen von Partisanen in Cervarezza organisieren. Die Gespräche verliefen jedoch im Sande. Aldos Familie hatte einen Bauernhof bei den „Campi Rossi“ in Gattatico, er brachte uns einige Truthahneier mit und legte sie auf den Tisch. Er sprach wenig und bat auch nicht um Hilfe. Onkel Tullio wurde im Winter 1943 verhaftet. Es gelang ihm aber, wie auch dem Vater der Cervi-Brüder, während der Bombenangriffe am 7. und 8. Januar 1944 aus dem Gefängnis von Reggio Emilia zu fliehen. Leider starb er wenige Tage später am 28. Januar, als er in Toano in einen Hinterhalt geriet. Er war nicht der einzige, der sich für die ersten Formen der klandestinen Organisationen interessierte. In Wirklichkeit waren es Hunderte von jungen Menschen aus den Berggebieten um Ligonchio, Busana, Cervarezza und Collagna, zusammen mit vielen Soldaten, die aus dem Krieg zurückgekehrt waren, und die die Notwendigkeit erkannten, die inzwischen unannehmbaren Lebensbedingungen zu ändern. (…) Vor allem für die Partisaneneinheiten, die in der Po-Ebene operierten, wäre der Kampf im Untergrund ohne die Unterstützung der Bevölkerung unmöglich gewesen. Das Überleben vieler Partisan:innen und damit letztlich die Befreiung ist den vielen Familien zu verdanken, die sie beherbergten, ihnen Essen gaben, die Scheunen zum Schlafen zur Verfügung stellten und viele wertvolle Informationen über die Deutschen und die Faschisten weitergaben. Diese Beiträge waren alles andere als belanglos. Ich persönlich habe Familien in Ligonchio gekannt, die große Opfer gebracht haben, um uns Partisan:innen zu helfen, ohne jemals eine Gegenleistung zu verlangen, nicht einmal eine öffentliche Anerkennung am Ende des Krieges, als hätte sie lediglich um eine alltägliche Arbeit gehandelt. Ohne Zweifel hat die Bevölkerung eine außergewöhnliche Bewusstseinsbildung durchlaufen. Menschen, die nichts mit dem Krieg zu tun hatten, stellten uns alles was sie besaßen zur Verfügung, um uns den Kampf zu ermöglichen, ohne sich darum zu kümmern, wen sie vor sich hatten. So wurde mir zum Beispiel der unangenehme Auftrag übertragen, Kälber zu suchen, um der Zivilbevölkerung in den Bergen zu helfen, die durch Krieg und Faschismus verarmt war. Damals hatte Geppe, ein Alter aus Marmoreto, ein schönes Kalb, das aber 250 Lire kostete. Ich schlug ihm vor, das Kalb mit einem Gutschein zu bezahlen, den er am Ende des Krieges gegen Geld eintauschen könne. Aber Geppe war überhaupt nicht einverstanden, überdies hatte ich auch gar keine Gutscheine dabei. Also ging ich nach Ligonchio, um Gutscheine von Pedrazzi, genannt „Gancia“, zu holen. Ihm erklärte ich auch, dass der Bauer den Tausch nicht akzeptieren wollte. „Gancia“ gab mir daraufhin die 250 Lire, die ich dem Alten in Marmoreto zu seiner großen Überraschung und Zufriedenheit übergab. Viele andere akzeptierten unsere Gutscheine und gaben uns dafür alle möglichen Sachen, was zeigt, wie groß das Vertrauen der Bevölkerung in uns Partisan:innen immer war. (…)”

Übersetzung von Auszügen aus Giacomo Notari “Willi”, in A. e D. Fontanesi, Volti di libertà, Reggio Emilia, Edizioni Bertani, 2005, pp. 127-136

Partisanen der "Fiamme Verdi" (katholische Grüne Flammen)

Partisanen der „Fiamme Verdi“ (katholische Grüne Flammen)

Der Dreschplatz in Cervarolo nach dem Massaker

Der Bach Dolo in der Nähe der Berghütte Rifugio San Leonardo

Aus dem Interview mit der Zeitzeugin Giacomina Castagnetti auf European Resistance Archive (ERA). Hier gibt es das ganze Interview.

HISTORISCHER KONTEXT

Kälte, Angst und Hunger prägen vor allem im strengen Winter 1944/45 die Lebensbedingungen vieler Partisan:innen, aber auch die vieler Zivilist:innen, insbesondere in den Städten. Der Mangel an Brennstoffen zum Heizen – Holz und Kohle werden zu einem raren Gut – und die ständige Verringerung der Lebensmittelrationen, die nicht mehr für die gesamte Bevölkerung ausreichten, führen auf der ganzen Halbinsel zu unerträglichen Bedingungen. Die Bombardierungen der Städte durch die Alliierten und die dadurch ausgelösten Fluchtbewegungen der Bevölkerung führen zu Notsituationen im Wohnungs- und Gesundheitsbereich. Schon unmittelbar nach dem Kriegseintritt Italiens beginnt sich die Situation zu verschlechtern. Zunächst wird 1940 der Verkauf von Genussmitteln eingeschränkt, dann verschlechtert sich die Qualität des Brotes, die Rationen werden gekürzt (jede Art von Lebensmitteln wird rationiert) und verschiedene Erzeugnisse werden gestreckt, wie z. B. Milch, die mit Wasser verdünnt wird. Durch die Verpflichtung, landwirtschaftliche Erzeugnisse an Sammelstellen abzuliefern, verschwinden einige lebensnotwendige Güter aus dem legalen Handel (oft Mehl, Fleisch, Fette) und können nur noch zum bis zu zehnfachen Preis auf dem Schwarzmarkt erworben werden – diese Geißel verschont keine Stadt. Nur auf dem Land sind die Lebensbedingungen etwas weniger dramatisch. Doch auch hier zwingen die ständigen Überfälle der Deutschen und Faschisten, welche arbeitsfähige Männer zur Deportation einfangen und die Bauernfamilien ausplündern und berauben, zu ungewöhnlichen Überlebensstrategien. Häufig wird die Ernte vor der Beschlagnahmung geschützt, Sammelstellen werden von Partisan:innen überfallen, Vorräte und Nahrungsmittelreserven werden versteckt.

Medizinische Versorgung eines verwundeten Partisanen

TOURISTISCHE INFORMATIONEN

RISTORANTE PIZZERIA BELVEDERE

Via Sommaterra 30/b, Cervarolo (Villa Minozzo)
tel. 0522 803108
Montag geschlossen

HOSPITALE SAN LEONARDO

Loc. Case Dolo, Civago (Villa Minozzo)

mobil 338 4532324

www.rifugiosanleonardo.itinfo@rifugiosanleonardo.it

Von Ende Mai bis Ende September am Wochenende

und im August täglich geöffnet

12 Betten

RIFUGIO SEGHERIA

Loc. Abetina Reale, Civago (Villa Minozzo)

tel. 0522 807222 – mobil 340 6630799

www.rifugiosegheria.itinfo@rifugiosegheria.it

Von Juni bis September täglich geöffnet,

den Rest des Jahres am Wochenende nach Vorbestellung geöffnet

21 Betten

ALBERGO RISTORANTE APPENNINO

Via del Ponte 16, Civago (Villa Minozzo)

tel. 0522 807143

appennino@libero.it

Mittwoch geschlossen

30 Betten

ALBERGO VAL DOLO

P.zza Monti 1, Civago (Villa Minozzo)

tel. 0522 807376

www.albergovaldolo.com

Im Juli und August geöffnet

25 Betten

B&B ALLA PIANA

Via A. Benedetti 22, Gazzano (Villa Minozzo)

tel. 0522 803501 – mobil 349 7451120

allapiana@buongiornobb.it

7 Betten

ERKUNDE ALLE PARTISANENWEGE

Es werden insgesamt 16 Partisanenwege im reggianer Apennin vorgestellt. Um die anderen Routen zu erkunden, schau in den Bereich ALLE PARTISANENWEGE.