WEG DER FRAUEN

ETAPPEN: FELINA > PIETRA DI BISMANTOVA > CASTELNOVO MONTI

Auf der Karte sind folgende historische Orte markiert:

1 Gedenktafel in Felina
2 Denkmal für die Frauen in der Resistenza
3 Skulptur für Deportierte
4 Gefängnis im Theater
5 Brandschatzung in Saccaggio

Routeninformationen

Schwierigkeitsgrad GERING

Dauer 6 h 30′

Höhenmeter 927 mt

Rundweg NEIN

Parkplatz im Zentrum von Felina

Haltestelle Felina centro

ZEITZEUGNISSE

“(…) Es entstanden zu dieser Zeit die Verteidigungsgruppen der Frauen. Dies war meiner Meinung nach die erste wichtige Frauenorganisation, die sich spontan entwickelte. Die Verteidigungsgruppen der Frauen (Gruppi di difesa della Donna) entstanden mit einer sehr konkreten Aufgabenstellung. Am Anfang gab es ein Band, das uns alle vereinte, im Besonderen die Frauen, die noch in den zwanziger Jahren an den Faschismus geglaubt hatten. Mittlerweile gab es eine Situation, dass auch diese Mütter, deren Söhne im Krieg gefallen waren, nun verstanden hatten, dass der Faschismus ihnen nichts Gutes gebracht hatte. Das galt auch für die Frauen, die nicht wie ich das Glück gehabt hatten, in einer antifaschistisch gesinnten Familie aufzuwachsen. Sie hatten verstanden, dass es richtig war, etwas zu tun, damit die Situation sich änderte. Was war der Grund der uns am stärksten motivierte? Es war der Kampf für den Frieden, für ein schnellstmögliches Ende des Krieges. Dies war das Band, das uns alle verband und uns anspornte.
Es war eine Organisierung. Wir entstanden zur Unterstützung der Partisanen. Die Verteidigungsgruppen der Frauen waren wirklich zur Unterstützung des Partisanenkampfes entstanden, der unmittelbar nach dem 8. September 1943 begonnen hatte, als die Männer in die Berge gegangen sind. Es war eine Armee ohne Uniform und ohne Nachschub und Nahrungsmittel, es war eine Armee ohne alles. Sie hatten nichts von dem, was eine reguläre Armee hat. Also versuchten wir Frauen, die kleinen Dinge zu besorgen. Für euch mag das heute nichts bedeuten, aber für uns bedeutete es, sein Leben aufs Spiel zu setzen, wenn man von Haus zu Haus ging, um die Familien um eine Hose, Handschuhe, Pullover oder ein paar Schuhe zu bitten, um sie den Partisanen zu schicken, weil zu dieser Zeit die Faschisten von den Deutschen unterstützt wurden und sie machten die furchtbarsten Dinge. (…)

Eine Stafette überbringt Partisanen in Bergen bei Reggio Emilia Nachrichten, Frühjahr 1945

Eine Stafette überbringt Partisanen in Bergen bei Reggio Emilia Nachrichten, Frühjahr 1945

Gespräch mit den Zeitzeuginnen Giacomina Castagnetti und Giovanna Quadreri, 2017

Wenn man zum Beispiel Flugblätter oder Nachrichten mit sich führte, dann reisten diese in unseren Handtaschen, auf unseren Fahrrädern. Als sie mich einmal im Stadtteil Ospizio kontrollieren wollten, haben sie mir das Fahrrad weggenommen, das bedeutete geradewegs in den Knast zu wandern ohne je wieder rauszukommen.
Man transportierte Waffen. Zum Beispiel hatte ich in der Tasche, in der ich Kartoffeln transportierte, auch Handgranaten versteckt, unten die Granaten oben die Kartoffeln. Denn die Partisanen mussten die faschistischen Präsidien angreifen, um Waffen zu erbeuten.
Aber das wisst ihr ja schon, trotzdem wollte ich euch das erzählen. Also mussten diese Waffen später auch von einer Person zur anderen transportiert werden. Da war die Wichtigkeit des Nachrichtendienstes, die Männer waren zwar in den Bergen, aber sie mussten darüber informiert sein, was in der Ebene geschah. Somit gab es immer das Kommen und Gehen dieser kleinen Zettel, um die Nachrichten über deutsche Truppenbewegungen weiterzugeben und die darüber Auskunft geben konnten, was sie machten oder ob es zu Durchkämmungsaktionen kommen würde und ob unsere Männer in Gefahr waren. Wenn es zu Durchkämmungsaktionen kam, gaben wir uns auf Fahrrädern die Nachricht weiter, dann weiter an die Chefs der Ortsgruppen und 25 Minuten bis zu einer halben Stunde später wussten die jungen und älteren Männer, die zu Hause waren oder die von der Front desertiert waren, dass sie die Häuser verlassen mussten und sich in der Ebene verstecken mussten oder wo es eben möglich war. (…)
Wir wollten politische Versammlungen nicht einfach so zu Hause machen und damit die Familien in große Gefahr bringen, wir beschlossen uns unter einem Baum zu treffen. Vielleicht gibt’s den Baum immer noch, an der Straße von Masone nach Gavassa, am gublein hieß dass oder so ähnlich. Jedenfalls haben wir uns an dem Baum verabredet. Wir trafen uns und da wir nicht viele Fragen stellten damals, wusste ich auch nicht, wie viele wir werden würden, ich wusste nur, dass wir dahin kommen sollten. Am Ende waren wir vier oder fünf Frauen unter diesem Baum, kurz danach kam der Politkommissar und begann über die Situation zu sprechen, darüber, wie es mit unseren Partisaneneinheiten in den Bergen lief. Er sagte, dass unsere Arbeit sehr wirkungsvoll sei und dass wir sie weiter machen sollten. Und dann sagte er, dass sich die Frauen mit diesem Einsatz Rechte erkämpften, zum Beispiel das Frauenwahlrecht, denn man dachte da schon an die Befreiung und die Zeit danach. (…) Das war das erste Mal, dass ich jemanden von Frauenwahlrecht und Emanzipation reden hörte, welch große Worte.“

Übersetzung von Auszügen aus dem Interview mit Giacomina Castagnetti auf www.resistance-archive.org

Die Pietra di Bismantova von Felina aus gesehen

Gespräch mit der Zeitzeugin „Libertà“ Giovanna Quadreri, 2016

Aus dem Interview mit der Zeitzeugin „Laila“ Anita Malavasi auf European Resistance Archive (ERA). Hier gibt es das ganze Interview.

HISTORISCHER KONTEXT

Die Resistenza wurde maßgeblich von Frauen mitgetragen.
Die Aufgaben der Verbindungsfrau (Stafette) der Partisan:innen ist es, die Verbindung zwischen den einzelnen Einheiten untereinander sowie zwischen den Einheiten und den Kommandozentren herzustellen. Beim regulären Militär wird für diese Aufgaben ein spezieller Ordinanzoffizier eingesetzt. Eine besonders schwierige und viel Bewegung erfordernde Rolle, die kompliziert ist, weil die Nazis und Faschisten das Gebiet engmaschig kontrollieren. Für Männer im wehrpflichtigen Alter ist es quasi unmöglich sich frei zu bewegen, ohne angehalten zu werden. Deshalb werden diese Aufträge Frauen anvertraut, manchmal sehr jungen, die nicht für den Krieg mobilisiert werden können und die seltener kontrolliert werden.
Die Stafette arbeitet allein und sie entscheidet über die Art und Weise, in der sie die ihr anvertraute Aufgabe ausführt. Die Frauen, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad, werden die besten Verbindungsagentinnen für die Einheiten, schließlich transportieren sie alles: Lebensmittel, Kleidung, Waffen, Propagandamaterial und außerdem Befehle und Informationen. Es ist eine anstrengende Arbeit mit hohem Risiko.
In den Widerstandsformationen entdecken die Frauen zunehmend, dass sie ihr Schicksal selbst in der Hand haben und sich in einer neuen Dimension befinden, im Gegensatz zu der untergeordneten Rolle der „vorbildlichen Mutter und Ehefrau“, wie es in der faschistischen Rhetorik hieß, die damit an den vorhandenen machistischen Hintergrund anknüpfte. Während des Krieges besetzen oft Frauen die Arbeitsplätze der Männer in den Fabriken und mit dem Partisanenkampf ergibt es sich, dass sie auch das Leben der Partisanengruppen führen und zu den Waffen greifen.
Die Beteiligung der Frauen an der Resistenza drückt sich auch in Form mutiger, unbewaffneter Proteste bei verschiedenen Gelegenheiten aus, zum Beispiel bei den zahlreichen Kundgebungen gegen die hohen Lebenshaltungskosten und die mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln.
Die Beteiligung der Frauen am Widerstand hat zur Folge, dass ein Prozess der Emanzipation der Frauen auf den Weg gebracht wird, langsam, aber unumkehrbar, der Beginn einer Wende. Wenn die Resistenza als Entwicklung einer Generation betrachtet werden kann, so gilt dies in ganz besonderer Weise für die Frauen.

Plakat des Verteidungskomitees der Frau (Comitato di Difesa della Donna), 26. September 1944

TOURISTISCHE INFORMATIONEN

ALBERGO RISTORANTE AQUILA NERA

Via Fratelli Kennedy 32, Felina (Castelnovo ne’ Monti)

tel. 0522 619353

www.aquilanerafelina.itaquilanerafelina@gmail.com
Montag geschlossen
27 Betten

CAFFÈ CENTRALE

Via G. Di Vittorio 2, Felina (Castelnovo ne’ Monti)

Außer in den Sommermonaten Montag geschlossen

B&B CA’ BARUCCA

Via Tegge 52, Felina (Castelnovo ne’ Monti)
mobil 349 0872517
vilmanicoli@live.it
Von März bis Oktober geöffnet
2 Betten

ALBERGO RURALE RISTORANTE FORESTERIA SAN BENEDETTO

V.le Bismantova 36, Castelnovo ne’ Monti
tel. 0522 611752 – mobil 327 1657098

www.foresteriasanbenedetto.itinfo@foresteriasanbenedetto.it
22 Betten

RISTORANTE RIFUGIO DELLA PIETRA

V.le Bismantova 43, Pietra di Bismantova (Castelnovo ne’ Monti)
mobil 338 2119090

www.rifugiodellapietra.itinfo@rifugiodellapietra.it
Montag geschlossen – sonst täglich geöffnet von Mitte Juni bis Mitte September, den Rest des Jahres nur am Wochenende oder nach Vorbestellung geöffnet

ALBERGO RISTORANTE BISMANTOVA

Via Roma 73, Castelnovo ne’ Monti

tel. 0522 812218
Montag und Dienstag mittags geschlossen

25 Betten

ALBERGO RISTORANTE MIRAMONTI

V.le E. Bagnoli 7, Castelnovo ne’ Monti
Tel. 0522 812300
www.albergo-miramonti.cominfo@albergo-miramonti.com
Dienstag geschlossen

40 Betten

LOCANDA DA CINES

P.le Rovereto 2, Castelnovo ne’ Monti
mobil 339 2080105
info@locandadacines.it
Montag und Dienstag geschlossen

KUBOSTERIA

Via Vittorio Veneto 5/A, Castelnovo ne’ Monti
tel. 0522 612130
Montag und Dienstag geschlossen

TRATTORIA DA GEREMIA

Via Carlo Franceschini 10, Castelnovo ne’ Monti
tel. 0522 811194
Donnerstag und Mittwochmittag geschlossen

ERKUNDE ALLE PARTISANENWEGE

Es werden insgesamt 16 Partisanenwege im reggianer Apennin vorgestellt. Um die anderen Routen zu erkunden, schau in den Bereich ALLE PARTISANENWEGE.