9 WEG DER DURCHKÄMMUNGSAKTIONEN

ETAPPEN: PRATIZZANO > LAGO CALAMONE > MONTE VENTASSO

Auf der Karte sind folgende historische Orte markiert:

1 Denkmal in Vallisnera
2 Maschinengewehrstellung am Monte Campestrino
3 Sitz eines Kommandos der Partisan:innen
4 Massaker in Vallisnera

Routeninformationen

Schwierigkeitsgrad Mittel

Dauer 6 h

Höhenmeter 982 mt

Rundweg JA

Von Ramiseto oder von Collagna den Straßenschildern nach Pratizzano folgen. Parkplatz bei der Berghütte

Haltestelle Ramiseto oder Collagna und anschließen zu Fuß nach Pratizzano laufen (Achtung: langer Weg)

ZEITZEUGNISSE

„(…) Es ist die Nacht zum 30. Juli. Die Wachen kommen von den Bergrücken herunter, um uns zu warnen, dass sich eine große Anzahl von Autos Richtung Felina und darüber hinaus bewegt. Man hört den Lärm und sieht die Scheinwerfer. In der Morgendämmerung hören wir in der Ferne das Geschützfeuer der Mörser und der leichten Waffen aus der Richtung von Ligonchio, das vermutlich angegriffen wird. Etwa eine Stunde später donnern hier die Kanonen. Entlang der Straße von Felina nach Gatta haben sich darüber hinaus fahrbare Artilleriestellungen positioniert. Unsere automatischen Waffen reagieren so gut sie können. Auch aus Pantano schießt eine feindliche Batterie auf die Burg von Carpineti. Wir schicken ein Maschinengewehr zur Unterstützung von „Dario“ in Richtung der Straße nach Gatta. Die Stafetten werden in verschiedene Richtungen gesandt, um sich ein Bild von der Situation zu machen, während unsere Stellungen sich in Erwartung von Befehlen ruhig verhalten. Die unbändige Gewalt des deutschen Angriffs erweist sich angesichts der großen Überlegenheit an Männern und Bewaffnung bald als unüberwindbar. Zwischen Gatta und Pontone gibt es bereits Zeichen des Rückzugs von unserer Seite. Die vorderen Posten sind durch den intensiven Artilleriebeschuss mit Schrapnells äußerst gefährdet und gezwungen, sich zurückzuziehen. Gegen Mittag werden wir über den Rückzug unserer linken Flanke informiert (Straße nach Gatta). Gleichzeitig meldet eine unserer Stafetten zu Pferd, die zur Burg von Carpineti geschickt wurde, um Neuigkeiten in Erfahrung zu bringen, dass diese verlassen wurde. Wir beginnen uns ernsthaft Sorgen zu machen und als wir erfahren, dass die Deutschen nunmehr auch in Pontone sind, entscheiden wir uns zum Rückzug. Die Stellungen werden eilig verlassen und wir begeben uns in Richtung Cavola. Es ist ein schneller Rückzug, aber er ist geordnet. Die Bevölkerung ist beeindruckt von unserem Weggang und verlässt mehrheitlich das Dorf. Wir sind allerdings auch niedergeschlagen in Anbetracht unserer Unterlegenheit gegen eine derartige Lawine von Eisen und Feuer. Wir erreichen und überqueren den Secchia bei Cavola. Im Dorf treffen wir eine Kompanie von Russen aus Modena, die zu unserer Unterstützung hierher geschickt worden waren – leider zu spät. Nachdem wir so gut wie möglich gegessen haben, gehen wir weiter nach Quara und dann nach Costabona. Es ist eine lange und traurige Reise unter einer brennenden Sonne, durstig und müde von der Last. (…)“

Übersetzung aus Guerrino Franzini “Frigio”, in Storie di montagna, Reggio Emilia, Istoreco, 1996, pp. 59-60

Gruppe von Partisan:innen im Gebirge

Gruppe von Partisan:innen im Gebirge

Einsiedelei Santa Maria Maddalena, Monte Ventasso

Aus dem Interview mit der Zeitzeugin „Aurora“ Lidia Valeriani auf European Resistance Archive (ERA). Hier gibt es das ganze Interview.

HISTORISCHER KONTEXT

Die deutsche Militärstrategie gegen die Entstehung und spätere Ausbreitung von Partisanenverbänden, entwickelt sich vom Frühjahr 1944 bis zur letzten Kriegswoche 1945. Diese Gegenmaßnahmen erfolgen in Form von Durchkämmungsaktion (Razzien), durchgeführt von verschiedenen Einheiten des Heeres, der Luftwaffe und der SS. Die Methoden variieren dabei je nach Gebiet oder der jeweiligen Phase militärischer Operationen und waren vorher insbesondere an der Ostfront unmittelbar nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 angewandt und erprobt worden. Hauptziel der Durchkämmungsaktionen war die „Säuberung“ des Gebiets von Partisan:innen sowie die Zerstörung der existenznotwendigen Verbindung zwischen den Partisan:innen und der örtlichen Zivilbevölkerung, koste es was es wolle. Die Bevölkerung wird dabei ausnahmslos als Komplize und somit als Feind betrachtet, unabhängig von Alter und Geschlecht. Die erste Durchkämmungsaktion größeren Ausmaßes findet im März 1944 in den Bergen von Reggio Emilia und Modena zwischen den Flüssen Dolo und Dragone statt. Sie wird von der Einheiten der gepanzerten Aufklärungsabteilung der Division „Hermann Göring“ durchgeführt und kostet 136 Menschen in den Dörfern Monchio, Susano und Costrigano sowie 24 Menschen im Dorf Cervarolo das Leben. In Anbetracht der Verlagerung der Front Richtung Norden im Sommer 1944 wird es als strategische Notwendigkeit betrachtet, sichere Gebiete hinter der Front zu haben. Dazu soll – in Vorausschau einer Stillstands der Front entlang der sogenannten Goten-Linie, der letzten deutschen Verteidigungslinie – auch der Apennin gehören. Von Ende Juni bis August werden deshalb drei groß angelegte Durchkämmungsaktionen (die sogenannten Operationen Wallenstein I, II und II) im Gebirge von Piacenza bis nach Modena geplant und durchgeführt. Diese Operationen zielen zum einen darauf ab, die Widerstandsbewegungen zu zerschlagen, die inzwischen durch die Befreiung ganzer Gebiete wie im Fall der Partisanenrepublik von Montefiorino eine Dimension von großer Bedeutung angenommen hatte. Desweiteren sollen große Mengen an Zwangsarbeitern beschafft und nach Deutschland transportiert werden, wo sie in der Kriegsindustrie dringend gebraucht werden. Das Berggebiet wird geplündert und verwüstet, die Ernten und Häuser zerstört, die arbeitsfähigen Männer gefangen genommen, Partisan:innen und Zivilisten getötet.

Partisanen in einem Versteck im Apennin von Reggio Emilia

Monte Prampa, 2016

TOURISTISCHE INFORMATIONEN

BAR CAFFE 1207

Via Calamone 69, Vallisnera (Ventasso)

tel. 0522 897474

Dienstag geschlossen

RIFUGIO PRATIZZANO

Strada Provinciale 102, Ramiseto (Ventasso)

mobil 338 9209173

pratizzanorifugio@gmail.com

Ganzjährig geöffnet von 10 bis 18 Uhr

Für Abendessen und Übernachtungen vorbestellen

Montag geschlossen, außer in den Sommermonaten

16 Betten

RIFUGIO VENUSTA

Riva Lago Calamone Monte Ventasso, Ramiseto (Ventasso)

mobil 333 5974968 – 334 9389700

rifugiovenusta@libero.it

Mittags täglich geöffnet

Abends geöffnet nur im Juli, August und September sowie an Wochenenden und nach Vorbestellung im Mai, Juni und Oktober

BAR CAMPEGGIO IL FAGGIO

Via Prov.le 7, Ventasso Laghi, Ramiseto (Ventasso)
tel. 0522 817228
www.campingilfaggio.com info@campingilfaggio.it
Dienstag sowie in der zweiten Septemberhälfte geschlossen

LOCANDA CALAMONE

Via del Lago 1, Ventasso Laghi, Ramiseto (Ventasso)

tel. 0522 817139 – 0522 817130

www.locandacalamone.wordpress.com

Montag geschlossen

9 Betten

ERKUNDE ALLE PARTISANENWEGE

Es werden insgesamt 16 Partisanenwege im reggianer Apennin vorgestellt. Um die anderen Routen zu erkunden, schau in den Bereich ALLE PARTISANENWEGE.