WEG DER DESERTEURE

ETAPPEN: CERVAREZZA > SPARAVALLE > BUSANA

Auf der Karte sind folgende historische Orte markiert:

1 Denkmal in Cervarezza
2 Dankmal in Sparavalle
3 Schlacht vom Sparavalle
4 Sitz des deutschen Kommandos

Routeninformationen

Schwierigkeitsgrad GERING

Dauer 5 h

Höhenmeter 640 mt

Rundweg JA

Parkplatz am Zentrum von Cervarezza

Haltestelle Cervarezza – von der Hauptstraße SS63 ins Dorf hinunterlaufen

VARIANTE
ETAPPEN: BUSANA > CINQUECERRI

Auf der Karte sind folgende historische Orte markiert:

1 Skulptur für die Gefallenen
2 Artilleriestellung in Marmoreto
3 Brandschatzung in Cinquecerri

Routeninformationen

Schwierigkeitsgrad Mittel

Dauer 3:30 h

Höhenmeter 476 mt

Rundweg JA

Parkplatz im Zentrum von Busana

Haltestelle Busana

ZEITZEUGNISSE

“In den ersten Dezembertagen des Jahres 1944 war der Oberst der deutschen Garnison von Busana an der Staatsstraße SS 63 außer sich: Einer seiner Soldaten war zu den „Banditen“ übergelaufen! Wie war das möglich? War er selbst schuld daran, war er ungerecht gewesen? Hatte er diesen Soldaten schlecht behandelt, als er ihn mit drei Tagen Gefängnis und der Versetzung in einen verrufenen Ort bestrafte? Vielleicht konnte der Soldat nicht verstehen, warum er ihn so hart bestrafen musste, nur weil er abends ins Dorf gegangen war, um seine Freundin zu treffen? Noch dazu war er Pole, besonders empfindlich und nicht an die strenge deutsche Disziplin gewöhnt. Wo war er hin? Man sagte, er sei nach Ligonchio geflohen, in dieses Banditengebiet. Eine große Enttäuschung für den Oberst und auch sehr gefährlich, denn dieser Soldat wusste so viele Dinge, die er nun vielleicht bei den Partisanen ausplaudern würde.
Der Soldat war tatsächlich nach Ligonchio geflohen. Er hieß Artur Reich, besser bekannt unter seinem Kampfnamen „Mietec“. Er hatte beschlossen, dem Versetzungsbefehl nicht Folge zu leisten und war deshalb in der Nacht nach Ligonchio gegangen, begleitet von einem Mitglied des geheimen Informationsdienstes von Gancia. Die Partisanen empfingen ihn herzlich und schon nach kurzer Zeit arbeitete er in ihrem Informationsdienst für die Gebirgsregion entlang der Staatsstraße SS 63. In allen Dörfern entlang dieser Straße vom Valico-Pass bis nach Castelnovo ne’ Monti gab es Mitstreiter:innen, die Ligonchio mündlich oder schriftlich darüber informierten, was die Deutschen in den Garnisonen entlang der Straße anstellten. Auf diese Weise war der Informationsdienst über das Geschehen im eigenen Gebiet immer gut informiert und konnte seine ausgezeichneten Informationen sowohl dem reggianer Oberkommando der Partisan:innen liefern, als auch dem Kommando der Alliierten (Missione Alleata), das mit der Resistenza kooperierte sowie der 145. Brigade Garibaldi, die hier in der Zone B operierte. Gancia nahm auch Mietec in seinen Dienst und übertrug ihm den Spezialauftrag, die Beziehungen zur Garnison von Busana zu vertiefen.
Gancia wollte persönlich Kontakt zu den Kommandanten der deutschen Garnisonen aufnehmen. Aus diesem Grund begab er sich in die Nähe von Cerreto und ließ sich von einem dortigen Freund dem deutschen Hauptmann vorstellen.
Es folgte eine lange Befragung, während der er um die Genehmigung bat, zum Oberst von Busana gehen zu dürfen, dem verantwortlichen kommandierenden Offizier für die gesamte Staatsstraße SS 63. Er erhielt die Erlaubnis, allerdings nicht ohne Schwierigkeiten und Misstrauen. Wie einen Verdächtigen ließ ihn der Hauptmann von einer bewaffneten Streife nach Busana begleiten. Als er dort ankam und zum Kommando geführt wurde, konnte er mit dem Adjutanten des Oberst verhandeln. Während des Gesprächs erklärte er den Grund des Besuches und bat den Oberst selbst um die Genehmigung und Bereitstellung von Kraftfahrzeugen, um Nahrung für die in Not lebende Bevölkerung nach Ligonchio transportieren zu können. Auf diese Weise konnte er seine Absichten als Saboteur zugunsten der Befreiungsbewegung verschleiern. Der Adjutant versprach ihm die Transportgenehmigung unter der Bedingung, dass Gancia ihm ein vom Kommandanten der Partisan:innen unterschriebenes Dokument vorlegen könne, in dem stand, dass die Partisaneneinheiten den Verkehr von deutschen Lkw und Pkw auf der SS 63 nie mehr stören würden. Gancia versprach, im Sinne der Deutschen mit den Anführern der Partisan:innen zu verhandeln und erhielt die Erlaubnis unbehelligt nach Ligonchio zurückkehren.
Als die Verhandlungen zu Ende waren, lud Gancia den Unteroffizier Ernst Jundt, Assistent des Hauptmanns aus Busana, und den Gefreiten Josef Prahmstaler, Dolmetscher des Kommandos, zu einem Glas Wein in das nahe gelegene Gasthaus von Giacomini ein, in dem er die Nacht verbringen würde. Gancia wollte herausbekommen, ob sie bereit wären, mit den Partisan:innen zusammenzuarbeiten. Der Wirt Giacomini, ein alter Freund von Gancia, hatte sich sehr oft mit dem Unteroffizier und dem Dolmetscher unterhalten und meinte, dass sie keine Nazis seien. Sie waren überzeugte Gegner von Hitler und der Ansicht, dass der Krieg für die Deutschen bereits verloren war, da die Amerikaner sowohl die englischen als auch russischen Alliierten massiv mit Material und Kriegsgütern unterstützten. Gegenüber Giacomini und anderen Zivilisten aus Busana hatten die beiden Männer offen über ihre Überzeugungen gesprochen. Aus diesem Grund hatte Giacomini seinem Freund Gancia gesagt, dass die beiden vertrauenswürdig seien. Die beiden Deutschen nahmen die Einladung an und führten ein langes Gespräch mit Gancia. Dabei befragten sie ihn ausführlich über die Lebensbedingungen und andere Angelegenheiten der Partisan:innen.

Marmoreto

Marmoreto

Deutsche Soldaten in der ehemaligen Ferienkolonie Busana (heute Albergo Il Castagno), zwischen 1944 und 1945

Das deutsche Schild weist auf den Beginn eines Gebietes hin, in dem Partisan:innen operieren.

Gespräch mit den Zeitzeugen „Willi“ Giacomo Notari und „Volpe“ Francesco Bertacchini,
Sparavalle, 2013

Sie waren zufrieden mit dem, was sie von Gancia hörten. Er versprach ihnen, immer freie Kost und Logis in Ligonchio für sie bereitzustellen. Ihnen wurde ein herzlicher Empfang bei den Partisan:innen für den Fall versichert, dass sie sich entschließen würden, ihre Garnison zu verlassen. Schließlich trennten sich alle hoffnungsvoll.
Als Gancia am nächsten Morgen nach Ligonchio zurückkam, hatte er einen Brief und Zigaretten bei sich, die Ernst Jundt seinem Freund Artur Reich „Mietec“ in Ligonchio schickte. Kurz darauf übergab ein Mitglied des Informationsdienstes dem Unteroffizier einen Antwortbrief. Damit begannen die Beziehungen zwischen dem Assistenten des Kommandos von Busana und dem Informationsdienst von Gancia. (…)”


Ernst Jundt, 1912 geboren, war Feldwebel in der deutschen Armee und im deutschen Kommando an der Staatsstraße in Busana stationiert. Ende 1944 kam er in Kontakt mit Prospero Pedrazzi „Gancia“, einem Gastwirt aus Ligonchio, der einen effizienten und für die Aktivitäten der Partisanenbewegung äußerst nützlichen Informationsdienst aufgebaut hatte. Die Denkschrift schildert die Zusammenarbeit zwischen Wehrmachtssoldaten und Partisanenverbänden im Gebirge.

Übersetzung von Auszügen aus Ernst Jundt, Il memoriale di un partigiano tedesco, in “Ricerche Storiche”, n. 25, Reggio Emilia, Istoreco, 1975

Im Garten des Partisanen „Willi“ Giacomo Notari in Marmoreto, 2016

Aus dem Interview mit dem Zeitzeugen „Willi“ Giacomo Notari auf European Resistance Archive (ERA). Hier gibt es das ganze Interview.

HISTORISCHER KONTEXT

Hunderte von deutschen Soldaten kooperieren mit der Resistenza, indem sie Informationen weitergeben, Uniformen und Waffen liefern, Gefangene freilassen und Verwundete behandeln. Andere desertieren und werden Partisanen. Während des Kalten Krieges wurden sie aus dem kollektiven Gedächtnis gestrichen, sowohl in Deutschland, wo ihre Verurteilungen durch die NS-Militärgerichte bis 1998 gültig blieben, als auch in Italien, wo die Resistenza als reiner nationaler Befreiungskrieg verklärt wurde. Auch im Gebiet um Reggio gibt es deutsche Widerstandskämpfer, mehr als 50 insgesamt. Hervorzuheben ist die Gruppe von fünf Luftwaffensoldaten, die im Sommer 1944 in Albinea erschossen werden, weil sie an der Organisation eines Partisanenangriffs gegen das deutsche Kommando beteiligt waren.
Dies unterstreicht den internationalistischen Charakter der Resistenza, in der sich die Partisan:innen gegen das Regime auflehnen, um ihre eigene Freiheit und die der anderen zu verteidigen. In allen Gebieten Norditaliens gibt es Belege für die Anwesenheit von Deutschen in den wichtigsten Partisanenorganisationen und bei den heftigsten Gefechten.

Deutscher Soldat auf der alten Staatsstraße SS63 am Ortseingang von Busana. Im Hintergrund ist der Monte Casarola, Frühjahr 1945

TOURISTISCHE INFORMATIONEN

ALBERGO RISTORANTE VENTASSO

Via della Resistenza 49/B, Cervarezza (Ventasso)

tel. 0522 890137

mobil 333 7250909 – bucci.walter@libero.it

24 Betten

ALBERGO RISTORANTE LA BAITA D’ORO

Via Sparavalle 83/a, Castelnovo ne’ Monti

tel. 0522 812794

www.baitadoro.itbaitadoro@libero.it

Montagabend und Dienstag geschlossen

18 Betten

OSTERIA IL FORTINO

Via Ca’ Caiti 1, Loc. Sparavalle (Ventasso)

tel. 0522 810275 – osterialasparavalle@alice.it

RISTORANTE LE FONTI DI S. LUCIA – PARCO AVVENTURA CERWOOD

Via S. Lucia 6, Cervarezza (Ventasso)

tel. 347 8705958 – www.cerwood.it

Von April bis November geöffnet

CAMPING LE FONTI

Via S. Lucia 1, Cervarezza (Ventasso)

tel. 0522 890126

www.campinglefonti.cominfo@campinglefonti.com

100 Betten in Bungalows

ALBERGO – CASA VACANZE RISTORANTE IL CASTAGNO

Via Nazionale Sud 3/b, Busana (Ventasso)

tel. 0522 891449 – mobil 333 6712560 – 320 9242729

www.ilcastagno-re.comalbergoilcastagno@virgilio.it

Von Ostern bis Ende Oktober geöffnet. Für Gruppen ganzjährig auf Nachfrage geöffnet.

71 Betten (+61 Betten in Ferienwohnungen)

AGRITURISMO RIO RICCÒ

Via Nazionale Sud 2/2, Busana (Ventasso)

tel. 0522 891254 – mobil 333 6611645
agriturismorioricco@libero.it
Im Sommer durchgehend geöffnet – von Oktober bis Mai nur am Wochenende
16 Betten

B&B CORTE DELLA MADDALENA

Via Gaetano 3, Busana (Ventasso)

tel. 0522 891586

www.cortedellamaddalena.comcortedellamaddalena@gmail.com

Ganzjährig geöffnet

10 Betten

PIZZERIA DELLA LANTERNA –
ALBERGO PENSIONE AL MONTE

Pizzeria – Piazza 1° maggio 5,
Albergo – Via Pagani Mentore 9, Cervarezza (Ventasso)

tel. 0522 890253
Ganzjährig geöffnet

ALBERGO RISTORANTE LOCANDA PIERA

Via Marmoreto 83, Ponte Secchia di Busana (Ventasso)

tel. 0522 891249 – mobil 340 4057734

locandapiera@libero.it

Ganzjährig geöffnet – Montag aber nur im Sommer geöffnet

BAR PIZZERIA RISTORANTE K2

Via Centrale 34, Cinquecerri di Ligonchio (Ventasso)

tel. 0522 891156 – 0522 891110 – mobil 340 6674274

intbark2@libero.it

Montags und den ganzen Oktober geschlossen

ERKUNDE ALLE PARTISANENWEGE

Es werden insgesamt 16 Partisanenwege im reggianer Apennin vorgestellt. Um die anderen Routen zu erkunden, schau in den Bereich ALLE PARTISANENWEGE.