6 WEG VON „CARLO“
ETAPPEN: GATTA > POIANO > SOLOGNO
Auf der Karte sind folgende historische Orte markiert:
1 Gedenkstein bei der Brücke von San Bartolomeo
2 Gedenktafel für „Carlo“
3 Artilleriestellung
4 Artilleriestellung
5 Partisanenkrankenhaus
Routeninformationen
Schwierigkeitsgrad Mittel
Dauer 6 h
Höhenmeter 953 mt
Haltestelle Gatta, dann bis zur Brücke laufen, Richtung Villa Minozzo
VARIANTE
ETAPPEN: SOLOGNO > CERRÈ > BRAGLIE
Auf der Karte sind folgende historische Orte markiert:
1 Schlacht von Cerrè Sologno
Routeninformationen
Schwierigkeitsgrad GERING
Dauer 3 h
Höhenmeter 440 mt
Parkplatz in Sologno
Haltestelle Sologno
ZEITZEUGNISSE
“(…) Während des Befreiungskampfes wurde die Pfarrei von Cervarolo wahrlich zu einem Zentrum der Wohltätigkeit. Die Speisung der Hungrigen war ein Werk der Barmherzigkeit. Und wenn die Nichte sich beklagte: „Onkel, wenn wir so weitermachen, mit diesen vielen Engländern im Haus, werden wir Ärger bekommen“, antwortete er: „Ich schaue nicht, ob jemand Italiener, Engländer oder Deutscher ist, ich handle aus Nächstenliebe. Und wenn sie Hunger haben, lasse ich sie nicht ohne Essen. Ich fürchte mich vor nichts, denn ich tue, was der Herr befiehlt.“
Übersetzung der Erzählung der Nichte von Don Battista Pigozzi, der am 20. März 1944 beim Massaker von Cervarolo getötet wurde. In: C. Lindner, Nostri preti, Reggio Emilia, Age, 1950, p. 145
“(…) Ich klopfte an die Tür des Pfarrhauses. So lernte ich in Bebbio den ersten von all jenen kennen, die mir Gastfreundschaft erwiesen und denen ich die Rettung meines Lebens während der Verfolgung durch die Faschisten verdanke. Ich war in der Abgeschiedenheit einer Bergpfarrei angekommen, inmitten der Lebensgewohnheiten eines Hauses, dessen Alltag nach religiösen Grundsätzen gestaltet war. Für mich hatte diese Situation nur Vorteile und ich genoss sie sehr: In einem so eingegrenzten Leben hatte ich nicht nur jede Möglichkeit zur inneren Einkehr, sondern auch Meinungs- und Gedankenfreiheit ohne Kontrast.“
Übersetzung des Berichts von Giannino Degani, der als Antifaschist im Pfarrhaus von Bebbio Unterschlupf fand. In: G. Degani, Sugli Appennini nevica, Reggio Emilia, Tipografica Editrice Libertas, 1946, p. 23
„(…) Ich erkläre, dass ich zu meiner Hingabe und meinem Gehorsam stehe bis zur Aufopferung. Ich bitte den Herrgott, all jenen zu verzeihen, die auf der Grundlage falscher Informationen meine Arbeit verfälscht dargestellt haben ..
Ich wünschte, sie würden sich eines Tages inmitten dieser armen jungen Männer wiederfinden und könnten die Notwendigkeit erkennen, sich unermüdlich für deren Wohl einzusetzen. Ich weiß, dass meine Existenz in Gefahr ist, weil schon viele geschickt wurden, um mich umzubringen. Ich weiß jedoch, dass mein Leben in Gottes Händen liegt und es mir niemand ohne seinen Segen nehmen kann. Wenn dieses Opfer notwendig wird, werde ich es gern annehmen und es zum Wohle dieser armen, verlassenen Jungen darbieten“.
Übersetzung des Briefes von Don Domenico Orlandini, Kampfname „Carlo“, an den Bischof von Reggio Emilia, in: G. Giovanelli, La 284° Brigata Fiamme Verdi “Italo”: cattolici della montagna reggiana nella Resistenza (1943-1945), Reggio Emilia, 2002, p. 205
„Ist es möglich, im Kampfgetöse über Liebe und Güte zu sprechen? Es war Mussolini, der keine Gelegenheit ausließ, Hass zu predigen und zu schüren, um die Faschisten und die Bevölkerung zum Krieg anzustacheln. Aber Hass ist nutzlos, er spaltet, zerstört – die Liebe hingegen ist ergiebig, sie vereint und erschafft. Also dürfen wir nicht aus Hass kämpfen, sondern aus Liebe, aus Liebe zu den Menschen, die wir frei und nicht unterdrückt sehen wollen, Bürger und keine Sklaven, glücklich und nicht geschunden. Auch wenn der Krieg uns in schmerzhafte Notwendigkeiten zwingt, müssen wir auf unseren Geist achten, damit die Triebfeder für unser Handeln und Denken die Liebe ist und nicht der Hass, das Gute und nicht das Schlechte, die Großzügigkeit und nicht der Groll. Wenn uns die Notwendigkeit zum Krieg zwingt, so strebt doch unser Wille nach Frieden.“
Übersetzung eines Auszugs aus dem Artikel von Dr. Pasquale Marconi “Franceschini”, in “Il Partigiano” del 25.12.1944
HISTORISCHER KONTEXT
Die Straße der Pfarrhäuser
Während der 25. Juli 1943 (Absetzung Mussolinis) noch die Illusion vom Untergang des Faschismus und damit vom Ende des Krieges aufkommen lassen konnte, so zwingt der 8. September den Klerus von Reggio Emilia zu einer entschiedenen Stellungnahme. Und mit den Worten des Priesters Don Sergio Pignedoli ausgedrückt, heißt das „Nächstenliebe und Gerechtigkeit“. Da ist zunächst denen zu helfen, die in diesem Moment die schwächsten sind: alliierte Kriegsgefangene, die aus den Lagern fliehen; verirrte Wehrpflichtige, die ihre Einheiten verlassen hatten und manchmal monatelang versuchten, irgendwie nach Hause zu gelangen.
Eine der sichersten Routen führt durch das Gebirge, ein idealer Ort auf der Suche nach einem ersten Versteck. Und eben hier verläuft von den ersten Tagen an die „Straße der Pfarrhäuser“, insbesondere entlang der Bergkämme des Apennin: in Cola – Don Guerrino Ferrarini; in Felina – Don Anastasio Corsi und Don Giuseppe Iemmi; Carpineti – Don Roberto Davolio; Castelnovo ne‘ Monti/Krankenhaus – Dr. Pasquale Marconi; Einsiedelei am Pietra di Bismantova – Benediktinermönche; Poiano – Don Domenico Orlandini; Minozzo – Don Venerio Fontana; Febbio – Don Vasco Casotti; Secchio – Don Pietro Rivi; Tapignola – Don Pasquino Borghi; Costabona – Don Armando Baroni; Quara – Don Enzo Boni Baldoni; Gazzano – Don Paolino Canovi; Cervarolo – Don Battista Pigozzi; Fontaluccia – Don Mario Prandi; Pieve San Vincenzo – Don Bruno Corradi.
Don Domenico Orlandini, Kampfname „Carlo“
Don Domenicos Kindheit ist von Armut gekennzeichnet, verursacht auch durch die Weigerung des sozialistischen Vaters, der faschistischen Partei beizutreten (was oft zwangsläufig zu Arbeitslosigkeit führte). Er wird zudem durch die Priesterseminare in Marola und Albinea geprägt sowie durch die Erfahrungen als junger Priester an der Seite von Don Attilio Alai in Montecchio, wo die sozio-politische Konfrontation lebhafter und offener geführt wird. All das festigt in Don Domenico eine starke Abneigung gegen den Faschismus. Am 8. September überrascht er Don Attilio bei der Planung eines antifaschistischen Organisationsnetzes. Don Orlandini is fortan einer der ersten, der zusammen mi Dr. Marconi, die Unterschlupfmöglichkeiten und Aufenthaltsorte für ehemalige alliierte Gefangene und fliehende italienische Soldaten aufbaut. Zu seinen ersten Mitstreitern gehört neben den Pfarrern der Gegend auch Don Pasquino Borghi, welcher ihm, als er in der Po-Ebene noch darauf wartet nach Tapignola versetzt zu werden, zahlreiche ehemalige alliierte Kriegsgefangene schickt. In der Überzeugung, dass der Widerstand auch auf Mittel des Guerillakriegs zurückgreifen muss, beginnt Don Orlandini Waffen zu sammeln und Beziehungen zu den Alliierten zu knüpfen.
Am 4. Oktober 1943 reist er unter dem Decknamen „Carlo Coletta“ nach Süden ab. Dieser später einfach in „Don Carlo“ umgewandelte Name wird ihn für den Rest seines Lebens begleiten. Nach einigen unglaublichen Abenteuern kehrt Don Carlo mit dem Auftrag der alliierten Luftwaffe in den Norden zurück, Kontakt mit den entstehenden Partisanenverbänden aufzunehmen.
Vom 3. bis 7. November versteckt er sich bei Don Pasquino Borghi. Dann bricht er zu einer zweiten Reise auf, von der er nach langer Zusammenarbeit mit den Alliierten erst am 12. April 1944 mit dem Versprechen zurückkehrt, dass die Partisanenverbände aus der Luft unterstützt werden. Ab Mai 1944 wird diese Hilfe dann in Form erster Fallschirmabwürfe konkret.
Die „Fiamme Verdi“ – Grüne Flammen
Nach den großen Durchkämmungsaktionen vom Juli 1944 (deutsches Kennwort „Operation Wallenstein II“) entsteht im Rahmen der Reorganisation der Partisanenformationen eine Brigade mit christlicher Orientierung, die sehr stark in der reggianer Bergbevölkerung verwurzelt ist: die „Fiamme Verdi“ (Grüne Flammen). „Carlo“ ist ihr geistiger Führer und auch ihr Kommandant. Miliärisch ist die Brigade im Rahmen des „Einheitskommandos“ mit den Garibaldi-Brigaden verbunden. Ihr Kommando siedelt sich im östlichen Teil um Quara-Costabono an. Die Aktionen der Brigade zeichneten sich durch eine strenge militärische Disziplin und durch eine unpolitische Haltung aus. „Carlos“ stellvertretende Kommandanten erleiden tragische Schicksal: der erste, Laerte Fanti „Manuelli“, begibt sich, nachdem ein Attentat auf ihn verübt wurde, auf die andere Seite der Frontlinie zu den Alliierten; der zweite, Aldo Dall’Aglio „Italo“, fällt am 10. Januar in den Kämpfen bei Pra‘ d’Ancino; der dritte, Dante Zanichelli „Pablo“, fällt bei Kampfhandlungen am 15. Januar; der vierte, William Manfredi „Elio“, fällt am 1. April 1945 in der Schlacht von Ca‘ Marastoni. Der fünfte, Casto Ferrarini „Candido“, überlebt.
Die 284. Brigade „Fiamme Verdi“ nimmt an allen militärischen Aktionen im Apennin von Oktober 1944 bis zur Befreiung von Reggio Emilia am 24. April 1945 teil und hat 18 Tote zu beklagen, darunter Don Pasquino Borghi. Don Carlo wird seit jeher mit vollem Recht wegen seiner Leistungen in der Resistenza, zu denen auch die Gründung der Brigade zählt, geehrt und als das „Anführer“ der „Fiamme Verdi“ geschätzt.
TOURISTISCHE INFORMATIONEN
RISTORO DELLE FONTI
Via delle Fonti 1, Poiano (Villa Minozzo)
tel. 0522 802031 – mobil 339 1595261
Von April bis Oktober geöffnet
B&B QUATTRO STAGIONI
Via Terrarossa 7, Poiano (Villa Minozzo)
tel. 0522 802032
Von März bis November geöffnet
4 Betten
OSTELLO LA SCUOLA
Via della Villa 2, Sologno (Villa Minozzo)
mobil 377 9978850
www.ostellolascuola.com – ostellolascuola@sologno.com
Reservierung empfohlen
23 Betten
B&B IL SOTTOBOSCO
Via della Villa 13/a, Sologno (Villa Minozzo)
mobil 339 2615438 – 338 3727200
www.bedandbreakfastilsottobosco.it – monia.guidanini@gmail.com
Von März bis Oktober geöffnet
4 Betten
Weg der Entscheidung
- Schwierigkeitsgrad: Mittel
- Dauer: 7 h
- Höhenmeter: 1152 mt
Weg der Abteilung „Cervi“
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 7 h
- Höhenmeter: 1085 mt
Weg des zivilen Widerstands
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 3 h 30′
- Höhenmeter: 618 mt
Weg unter dem Alpe di Succiso
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 4 h
- Höhenmeter: 535 mt
Weg der Johannisnacht
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 5 h 30′
- Höhenmeter: 892 mt
Weg von „Carlo“
- Schwierigkeitsgrad: Mittel
- Dauer: 6 h
- Höhenmeter: 953 mt
Weg der Frauen
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 6 h 30′
- Höhenmeter: 927 mt
Weg der Deserteure
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 5 h
- Höhenmeter: 640 mt
Weg der Durchkämmungsaktionen
- Schwierigkeitsgrad: Mittel
- Dauer: 6 h
- Höhenmeter: 982 mt
Weg des Cerreto-Passes
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 6 h
- Höhenmeter: 769 mt
Weg des „Blauen Hundes“
- Schwierigkeitsgrad: Mittel
- Dauer: 6 h
- Höhenmeter: 723 mt
Weg der Alliierten
- Schwierigkeitsgrad: Mittel
- Dauer: 6 h
- Höhenmeter: 1469 mt
Weg des bluten Osterfestes
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 6 h
- Höhenmeter: 1000 mt
Weg des Anarchisten Enrico
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 4 h
- Höhenmeter: 714 mt
Weg der Solidarität
- Schwierigkeitsgrad: Anspruchsvoll
- Dauer: 8 h
- Höhenmeter: 1566 mt
Weg der Befreiung
- Schwierigkeitsgrad: Gering
- Dauer: 5 h
- Höhenmeter: 290 mt