5 WEG DER JOHANNISNACHT

ETAPPEN: BETTOLA > MONTE DURO > CASINA

Auf der Karte sind folgende historische Orte markiert:

1 Denkmal für die Opfer von La Bettola
2 Gedenkstein am Monte delle Tane
3 Gedenkstein für die gefallenen Partisanen
4 Kaserne der deutschen Gendarmerie

Routeninformationen

Schwierigkeitsgrad GERING

Dauer 5 h 30′

Höhenmeter 892 mt

Rundweg NEIN

In Richtung Casina, hinter La Vecchia, Parkplatz bei Bar/Restaurant in Bettola
Haltestelle Bettola

ZEITZEUGNISSE

„Von April 1943 bis zum 24. Juni 1944 war ich der Wirt des Gasthauses Bettola im Weiler La Bettola.
In der Nacht zum 23. Juni hielten sich 37 Personen zur Übernachtung in dem Gasthaus auf, mich selbst, meine Frau und meine Tochter eingeschlossen. So etwa gegen 21.45 Uhr am Abend des 23. Juni 1944 hörte ich Schüsse, die von der nahen Brücke kamen. Erst am nächsten Tag erfuhr ich, dass es ein Gefecht zwischen deutschen Soldaten aus Casina und Partisanen gegeben hatte. Dabei sind zwei deutsche Soldaten und folgende Partisanen getötet worden:
Guerini Orlandini, 26 Jahre alt
Enrico Cavicchioni, 23 Jahre alt
Battista Pigoni, 21 Jahre alt
Zwischen 1.30 Uhr und 1.45 Uhr des 24. Juni 1944 hörte ich erneut Schüsse. Später habe ich erfahren, dass das Haus der Familie Prati auf der anderen Straßenseite angegriffen worden war. Bei diesem Angriff wurden die folgenden Personen getötet:
Felicita Prati, 74 Jahre alt
Ligorio Prati, 70 Jahre alt
Marianna Prati, 37 Jahre alt
Gegen 2 Uhr am 24. Juni 1944 überfielen etwa 30 Soldaten mein Gasthaus. Zwei Soldaten zwangen alle Gäste, nach draußen zu gehen und sich vor dem Gasthaus mit dem Gesicht nach untern auf den Boden zu legen. Dabei waren zwei Maschinengewehre, die dort in Stellung gebracht waren, auf sie gerichtet. Gino Varini, der seinen Autobus hinter dem Gasthaus geparkt hatte, wurde gezwungen, die Schlüssel seines Fahrzeugs auszhändigen, bevor auch er sich neben den anderen auf den Boden legen musste. Nach einer halben Stunde wurde uns erlaubt aufzustehen, aber mit erhobenen Hände. Wir dachten, sie würden uns jetzt gehen lassen und dankten den Deutschen, dass sie uns verschont hatten, als sie uns in zwei Gruppen einteilten. Einer Gruppe wurde befohlen, auf die Rückseite des Gasthauses zu gehen, während die andere in Richtung der Garage geführt wurde. Meine Frau, meine Tochter und ich waren in der zweiten Gruppe.
Uns wurde befohlen, in die Garagen zu gehen. Als wir eingetreten waren, versteckte ich mich, meine Frau und meine Tochter in einer kleinen Waschküche. Während wir diese betraten, hörte ich jemanden auf Italienisch bis drei zählen, danach eröffneten die Deutschen das Feuer auf diejenigen, die in der Garage standen – sie schossen mit den beiden Maschinengewehren und mit verschiedenen leichten automatischen Waffen. Dann hörte ich Schreie und weitere Schüsse von der Rückseite des Gasthauses her. Dann hörte ich Schreie und weitere Schüsse von der Rückseite des Gasthauses her. Während wir in der Waschküche versteckt waren, hörte ich, wie die deutschen Soldaten die Körper der Toten und der Verletzten von der Rückseite des Gasthauses zur Garage schleiften und sie auf die Körper der dort liegenden Toten warfen. Durch ein kleines Loch in der Türe konnte ich sehen, wie die Deutschen die Körper mit Stroh und Holzbündeln bedeckten. Nachdem sie Benzin darüber gegossen hatten, zündeten sie alles an. Weil die Hitze und der Qualm unerträglich wurden, flüchteten meine Frau und meine Tochter durch ein kleines Fenster. Ich wartete lange genug, bis sie in Sicherheit waren, und flüchtete dann auf die gleiche Weise. Unglücklicherweise sahen mich die Deutschen und schossen auf mich, dabei wurde ich an der Schulter und im Gesicht verletzt. Meine Frau, die auf dem nahe gelegenen Hügel auf mich wartete, hörte mich vor Schmerzen stöhnen und brachte mich zu einem Bauernhaus, von wo aus ich ins Krankenhaus nach Rivalta gebracht wurde. Nachdem sie die Garage niedergebrannt hatten, plünderten die Deutschen das Gasthaus und zündeten es an.
Die folgenden Gäste der Osteria della Bettola wurden im Morgengrauen des 24. Juni getötet: (Es folgt eine Namensliste).
Ich kann keinen der deutschen Soldaten identifizieren, die mein Gasthaus überfielen, ich kenne auch nicht ihre Namen. Erst später habe ich erfahren, dass die Soldaten aus Casina kamen.“

Übersetzung des Augenzeugenberichts von Romeo Beneventi in: “Ricerche Storiche”, n. 93, Reggio Emilia, Istoreco, 2002, p. 82

Die Brücke an der Bettola

Die Brücke in La Bettola

Bettola am Morgen nach dem Brand, 24. Juni 1944

Die Gedenkveranstaltung zum ersten Jahrestag des Massakers in La Bettola, 24. Juni 1945

Aus dem Interview mit dem Zeitzeugen „Willi“ Giacomo Notari auf European Resistance Archive (ERA). Hier gibt es das ganze Interview.

HISTORISCHER KONTEXT

Die nationalsozialistische Besatzung missachtet alle internationalen Kriegskonventionen. Die unterschiedslose Ausbeutung von Menschen und Ressourcen ist nur ein Element der Besatzungspolitik. Die nächste Stufe ist der Krieg gegen die Zivilbevölkerung. Auch wenn die Nationalsozialisten in Italien keinen Vernichtungskrieg wie in Osteuropa führen, werden dennoch mehr als 10.000 Zivilist:innen von den Nazis und Faschisten im Verlauf zahlreicher, unterschiedlich motivierter Massaker umgebracht. Das erste Massaker geschieht sogar schon am 18. August 1943 (also vor Beginn der deutschen Besatzung), als deutsche Truppen, die zu diesem Zeitpunkt noch mit ihren italienischen Verbündeten zusammenkämpfen, auf ihrem Rückzug vor den Alliierten auf Sizilien 16 Menschen töten.
Es gibt Massaker, die als Vergeltungsaktion durchgeführt werden – der blutigste und bekannteste Fall ist das Massaker in den Fosse Ardeatine in Rom (Ardeatinische Höhlen, 335 Tote) –, aber diese Racheaktionen kommen weniger häufig vor. Dem Massaker von Marzabotto (770 Tote), dem grausamsten und folgenschwersten in Italien, liegt der Plan einer rigorosen Säuberung des Territoriums zugrunde, um für die militärische Logistik ein vollständig geräumtes Gebiet zu schaffen. Die Nazis und Faschisten beschränken sich nicht auf die Zerschlagung der Partisanen-Brigade „Stella Rossa“ (Roter Stern), sondern greifen auch gezielt die Zivilbevölkerung an, die als Komplizen der Partisan:innen gelten.
Wehrlose Zivilisten, unter denen sich häufig Frauen, Alte und Kinder befinden, sind die am einfachsten zu treffenden Ziele.
Nach dem Massaker von Cervarolo (20. März 1944), bei dem 23 Männer, darunter der Pfarrer des kleinen Dorfes, getötet wurden, ereignet sich im reggianer Gebiet in der Nacht des 23. Juni 1944 das Massaker von La Bettola, eine Vergeltungsmaßnahme für eine Partisanenaktion, bei der drei deutsche Soldaten getötet worden waren. In Casina stationierte Gendarmerieangehörige metzeln daraufhin in La Bettola 32 Männer, Frauen und Kinder nieder. Das jüngste Opfer ist erst 18 Monate alt.

Denkmal in La Bettola, 2018

TOURISTISCHE INFORMATIONEN

RISTORANTE IL MONTE

Via Caduti della Bettola 119, La Vecchia (Vezzano s/C)

tel. 0522 816158

ostebirre@yahoo.it

Dienstag geschlossen – Montag, Mittwoch und Donnerstag nur mit Reservierung

ANTICA TRATTORIA DELLA BETTOLA

Via Caduti della Bettola 123, Loc. La Bettola (Vezzano s/C)

mobil 388 7365835

Freitag nachmittag geschlossen

ALBERGO RISTORANTE PIZZERIA CENTRALE

Piazza del Municipio 1, Casina

tel. 0522 604051 – mobil 338 2633770

Montag geschlossen

20 Betten

RISTORANTE BAR PEPE NERO CAFE’

Via Caduti della Bettola 2, Casina

tel. 0522 608092

Donnerstag geschlossen

ERKUNDE ALLE PARTISANENWEGE

Es werden insgesamt 16 Partisanenwege im reggianer Apennin vorgestellt. Um die anderen Routen zu erkunden, schau in den Bereich ALLE PARTISANENWEGE.